Ensheim – Zwischen den Kriegen

Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Saarland dem Völkerbund unterstellt, während seine Kohleproduktion (als Wiedergutmachung seiner Kriegsschäden) Frankreich zufiel. In den Jahren von 1920 bis 1935 war das Saarland vom Deutschen Reich abgetrennt. Nach 15 Jahren sollte eine Abstimmung per Volksentscheid (auf Vorschlag der USA) über die staatliche Zugehörigkeit stattfinden.

Das Saargebiet war in dieser Zeit wirtschaftlich und politisch von Frankreich abhängig. Wirtschaftlich wurde das Saargebiet in das französische Zoll- und Währungsgebiet einbezogen. Seit dem 1. Juni 1923 war der französische Franc alleiniges Zahlungsmittel. Nach Ablauf einer fünfjährigen Übergangsfrist wurde am 10. Januar 1925 das Saargebiet in das französische Zollgebiet integriert.

Anlässlich der Jahrtausendfeier der Rheinlande demonstrierten am 19. Juni 1925 40.000 Menschen in Saarbrücken für die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich. Die Besetzung durch französische Soldaten, darunter auch Kolonialtruppen mit Nordafrikanern, was zum Teil als besondere Erniedrigung empfunden wurde. (Inzwischen sind die Saarländer zum Glück einen Tick toleranter)

Die Ausbeutung des saarländischen Kohle- und Stahlreviers sowie die deutschnationale Propaganda verstärkten den Wunsch vieler Saarländer, ins Deutsche Reich zurückzukehren. Alle saarländischen Parteien unterstützten dies während der Weimarer Republik.

Als einzige bedeutende Partei wechselte die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) nach der Machtübernahme ihren Kurs (durch Hitler), indem sie nicht länger die Rückkehr des Saargebiets nach Deutschland befürwortete, sondern für den Fortbestand der Mandatsverwaltung eintrat, um es weiterhin aus dem Machtbereich der Hitlerdiktatur herauszuhalten.

Erst sechs Monate vor der Abstimmung, im Juli 1934, entschied sich die KPD, veranlasst vom Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale, zur Bildung einer Einheitsfront mit den Sozialdemokraten zwecks Fortsetzung des Völkerbundmandats.

Obwohl viele international bekannte Persönlichkeiten die Politik der Beibehaltung des Status quo unterstützten, war die Status-quo-Politik der Einheitsfront aus der SPD unter Max Braun, KPD unter Friedrich Pfordt, einer Minderheit der bisherigen Zentrumspartei um Johannes Hoffmann und linkssozialistischen und autonomistischen Splittergruppen aufgrund des vorherrschenden Nationalismus zum Scheitern verurteilt.

Der Versailler Vertrag sah drei Optionen für die Abstimmungsentscheidung vor:

Beibehaltung der gegenwärtigen Rechtsordnung (Status quo)
Vereinigung mit Frankreich
Vereinigung mit Deutschland

Im Saarland gab es im Prinzip keine konkreten Pläne für den Status Quo. Die Bevölkerung war aufgrund der Ausbeutung gegen Frankreich und die Nazipropaganda tat das übrige: Am 13. Januar 1935 stimmte somit eine große Mehrheit für Deutschland (90%). Status Quo 8,87% und für Frankreich ganze 0,40%.

Infolgedessen kam das Saargebiet vollständig zum Deutschen Reich zurück, wo es nicht an Preußen und Bayern zurückgegliedert, sondern als Saarland einem Reichskommissar unterstellt wurde.

Nach dem deutlichen Mehrheitsergebnis flohen vier- bis achttausend Hitlergegner nach Frankreich oder in andere Länder – darunter aus Ensheim auch der Pfarrer Franz